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Die Struktur unseres Bewusstseins

Unser Bewusstsein wurde oft versucht zu definieren auf
unterschiedliche Art und Weisen – biologisch, psychologisch,
philosophisch und so weiter.

Ich habe eine Theorie der Struktur unseres Bewusstseins speziell für den Sinn und Zweck der Trauma Therapie entwickelt, welche obendrein alltägliche Anwendung zu finden scheint, wenn Du Dir das Verhalten von Menschen so anschaust.

Jedoch kann ich Dir an diesem Zeitpunkt und Fortschritt meiner
Forschungen nicht erklären, wo genau sich die diversen Teile des
Bewusstseins im Körper genau befinden, also wo sie ihren
biologischen Ursprung haben.

Dass sie existieren, durfte ich jedoch wiederholt und oft beobachten
bei all meinen Klienten.
Ich unterteile das Bewusstsein in drei Teile – das analytische
Bewusstsein, das reaktive Bewusstsein und das somatische
Bewusstsein.

Die zwei Erinnerungsspeicher

Grundsätzlich werden Erinnerungen im
Standarderinnerungsspeicher aufgenommen.

Es existiert jedoch ein weiterer.

Diese Erinnerungsspeicher laufen getrennt voneinander. Ein
Verwirrter kann nur auf die Erinnerungen im
Standarderinnerungsspeicher zugreifen und auch dies nur
beschränkt, obwohl alle Erinnerungen vollständig da sind.

Es fehlt kein Stück, jedoch ist die Fähigkeit, sich an jedes beliebige Ereignis zu erinnern, bei einem Verwirrten eingeschränkt.

Für einen Verwirrten ist der andere Erinnerungsspeicher
grundsätzlich nicht erreichbar, obwohl auch in diesem jede
Erinnerung vollständig vorhanden ist. Es werden also Erinnerungen
getrennt voneinander aufbewahrt.

Die ganze Zeit unseres Leben ist das somatische Bewusstsein am
Aufnehmen und Speichern der Erinnerungen. Es tut dies primär für
das analytische Bewusstsein, damit dieses die Welt um sich herum
wahrnehmen kann.

Doch in manchen Momenten (öfter als Du glaubst) ist eine andere
Instanz am Drücker und speichert die Erinnerung getrennt vom
Standarderinnerungsspeicher ab, was große potenzielle Probleme
mit sich bringt.

Ich erkläre Dir jetzt erst einmal das analytische Bewusstsein.

Das analytische Bewusstsein

Viele Menschen verwechseln das analytische Bewusstsein mit sich
selbst. Tatsächlich befindet sich innerhalb des analytischen
Bewusstseins etwas, was ich den Beobachter nenne, und dieser ist
das Ich, er ist immer Ich, egal was intern und extern passiert.

Das analytische Bewusstsein selbst ist so etwas wie unser
integrierter Computer. Seine primäre Funktion ist die Analyse –
damit meine ich das Berechnen von eingehenden Daten.

Es ist jedoch ein unglaublich komplexer und äußerst fähiger
Computer, welchen wir hier auf der Erde nicht so leicht nachbauen
könnten.

Stell Dir vor, Du willst über eine Straße gehen. Dein analytisches
Bewusstsein berechnet aufgrund eingehender Daten, ob Autos
fahren, ob die Ampel grün ist, ob andere Menschen Deinen Weg
blockieren und so weiter. Das war es dann schon mit seiner
Aufgabe und doch ist es ein überlebenswichtiger Prozess, welchen
das analytische Bewusstsein da vornimmt.

Das analytische Bewusstsein hat eine wichtige Eigenschaft – es
kann keine Fehler machen. Jede seiner Berechnungen ist korrekt.

Viele Menschen verstehen diese Eigenschaft nicht, dass das
analytische Bewusstsein keine Fehler machen kann. Ihnen wurden
Sätze eingetrichtert wie „Irren ist menschlich“ oder „Menschen
machen nun mal Fehler“.

Fehler entstehen jedoch in keinem Fall durch das analytische
Bewusstsein selbst. Fehler entstehen aufgrund von fehlerhaften
Daten, auf deren Grundlage das analytische Bewusstsein rechnet!
Nur Daten können fehlerhaft, unvollständig oder falsch sein. Und
inkorrekte Daten führen eben zu falschen Antworten.

Stell Dir einen simplen Computer vor, der Zahlen zusammenrechnet.
Du möchtest 3+3 rechnen und tippst 3+3 ein, doch eine Taste des
Computers klemmt und es wird bei jeder Rechnung eine 7 addiert.
Herauskommt also nicht 6, sondern 13. Und Du wunderst Dich dann,
was passiert ist und schiebst die Schuld auf den Computer selbst,
obwohl doch eigentlich der Computer perfekt gerechnet hat, nur
eben mit fehlerhaften Daten.

Das analytische Bewusstsein rechnet in Perfektion. Doch die
zugeführten Daten können inkorrekt sein, was dann falsche
Ergebnisse nach sich zieht.

Dass das analytische Bewusstsein perfekt rechnet, ist übrigens die
Grundlage der Therapie. Ohne diese Eigenschaft wäre eine Trauma
Therapie unmöglich.

Es geht also nicht darum, das analytische Bewusstsein zu
reparieren, da dieses bereits seine Aufgabe perfekt ausführt.
Es geht darum, die fehlerhaften Daten, mit welchen das analytische
Bewusstsein rechnet, zu reparieren. Denn das analytische
Bewusstsein hat große Macht – jede seiner Berechnungen ist die
Grundlage für menschliches Verhalten und wird auf die eine oder
andere Weise in die Tat umgesetzt.

Werfen wir einen Blick auf den Ursprung von fehlerhaften Daten.

Das egozentrische Bewusstsein

Das analytische Bewusstsein funktioniert. Ihm zugrunde liegen die 5
Dynamiken des Überlebens als treibende Kraft. Soweit ist auch alles
gut.

Dass das egozentrische Bewusstsein existiert, steht für mich außer
Frage. Ich durfte es bei jedem einzelnen meiner Klienten in Aktion
beobachten und bin der Meinung, dass es ein fester Bestandteil der
Struktur eines menschlichen Bewusstseins ist.

Das egozentrische Bewusstsein hat sich jedoch über Jahrtausende
hinweg gut verbergen können. Philosophen auf der Suche nach
dem menschlichen Übel, Psychologen auf der Suche nach dem
Ursprung psychischer Krankheiten, Theologen auf der Suche nach
den Dämonen – sie alle suchten das egozentrische Bewusstsein und
fanden es dennoch nicht.

Das egozentrische Bewusstsein ist prinzipiell so wie das somatische
und analytische Bewusstsein immer aktiv. Jedoch erfüllt es seine
primäre Aufgabe nur zu bestimmten Gegebenheiten.
Selbst wenn ein Verwirrter seine Fähigkeit der Erinnerung voll
nutzen könnte, wären in seinem Lebenslauf immer noch schwarze
Passagen, in denen er keine Erinnerung vorfinden kann.

Das egozentrische Bewusstsein wird immer dann aktiv, wenn ein
Mensch beim Überleben gescheitert ist.

Im überlebenstechnischen Sinn zu scheitern bedeutet, dass Du
unbewusst wirst.

Jahrtausende lang glaubte die Menschheit, dass wenn jemand
bewusstlos ist, er keine Erinnerungen aufzeichnet und nicht checkt,
was um ihn herum abgeht.

Ich widerspreche diesem Glauben – Menschen erinnern sich an
jeden Moment ihres Lebens, unbewusst oder bewusst, zu jeder
Sekunde.

Das analytische Bewusstsein wurde wohl im Laufe der Evolution
damit beauftragt, das Überleben durch Berechnungen zu sichern.
Sollte das analytische Bewusstsein dabei jedoch scheitern, das
bedeutet, ganz oder teilweise bewusstlos werden, aktiviert sich das
egozentrische Bewusstsein ganz oder teilweise und speichert an
seiner Stelle alle verfügbaren eingehenden Daten als Erinnerung.

Diese Erinnerung wird jedoch getrennt vom
Standarderinnerungsspeicher aufbewahrt und der bewusste Zugriff
darauf verweigert.

Das egozentrische Bewusstsein wurde mit dem Ziel des Überlebens
beauftragt. Und früher mag es dabei auch gute Arbeit geleistet
haben. Heutzutage jedoch richtet es große potenzielle Schäden an.

Da das egozentrische Bewusstsein typischerweise in Situationen
aktiv wird, in welchen wir bewusstlos sind, zum Beispiel bei einem
Unfall, einer Operation in Vollnarkose oder dem Erlebnis, wenn
unser Vater uns mitteilt, dass die Mutter gestorben sei, alles äußerst
traumatische Erlebnisse, nenne ich die Erinnerungen des
egozentrischen Bewusstseins Traumata und den Speicher, in
welchem diese aufbewahrt werden, Traumaspeicher.

Erinnerst Du Dich an Ereignisse wie eine Operation? Einen Unfall?
Einen gewaltigen Schock?

Die meisten Menschen tun dies nicht. Doch die Erinnerungen sind
alle da, vollständig intakt, gespeichert an einem anderen Ort.
Die Erinnerung selbst ist da, ja. Doch das egozentrische Bewusstsein
liest diese anders als das analytische Bewusstsein.

Das Trauma hat seine eigene Kraft. Es kann vom egozentrischen
Bewusstsein zu jedem Zeitpunkt als lebende Entität in das
Bewusstsein eingeflößt werden.

In den frühen Stadien meiner Forschungen habe ich Traumata
bewusst in Menschen reaktiviert. Keine Sorge, diese Menschen
haben danach die Therapie durchlaufen und haben nun keine
Traumata mehr in ihrem Traumaspeicher. Die Ergebnisse meiner
Tests waren jedoch beeindruckend.

Das Trauma scheint über nahezu unbegrenzte Mengen Energie zu
verfügen, wenn es reaktiviert wird. Es scheint sogar mit jeder
Reaktivierung stärker und mächtiger zu werden.

Die einzige Lösung, welche ich dann entwickelte, war meine
moderne Traumatherapie, welche überhaupt erst bewussten
Einfluss auf diese Traumata nehmen konnte.

Für das egozentrische Bewusstsein ist jeder Inhalt des Traumas ICH.

ICH ist ICH.

Wenn im Trauma jemand sagte „Ich kann nichts sehen“,
weil beispielsweise seine Brille beschlagen war, dann bezieht das
egozentrische Bewusstsein diesen Satz tatsächlich auf SICH!

Das bedeutet dann, dass bei einer späteren Reaktivierung des
Traumas außerhalb meiner Therapie mein Klient tatsächlich nichts
sehen kann, solange das Trauma aktiv ist.

Du verstehst mittlerweile sicherlich die Tragweite, welche Traumata
auf uns als Menschen ausüben können.

Ein Beispiel für Trauma: Eine Frau hat Streit mit ihrem Ehemann. Er
schlägt sie ins Gesicht wodurch sie bewusstlos wird und sich das
egozentrische Bewusstsein aktiviert. Ihr Ehemann tritt sie weiter in
den Bauch, während er sie beschimpt. „Du bist ein schlechter
Mensch, ständig änderst Du Deine Meinung“. Ein Auto fährt
draußen vorbei und die Waschmaschine läuft.

Das egozentrische Bewusstsein hat alles gespeichert – Geräusche,
Sicht, Bewegungen, et cetera. Auch die exakte Tonlage und der
Inhalt der Worte des Ehemanns sowie das Vorbeifahren des Autos
und die Geräusche der Waschmaschine wurden gespeichert.
Jedoch befindet sich im Unterschied zu einer normalen Erinnerung
in einem Traumata etwas Neues – physische Schmerzen und
schmerzvolle Emotionen.

Natürlich sind schlechte Erfahrungen für das Wachsen des
Charakters wichtig und notwendig. Doch dabei wurde bisher nicht
das Trauma bedacht – ein Trauma ist keine Erfahrung, auf welche
ein Mensch einfach mal so zugreifen kann – Traumata sind
befehlende Aktionen.

Das analytische Bewusstsein würde auf Basis des Beispiels oben
folgende Schlüsse ziehen – manchmal sind Frauen in Situationen, in
welchen ihre Ehemänner sie schlagen und Männer schlagen
manchmal ihre Ehefrauen.

Starten wir nun eine Berechnung des egozentrischen Bewusstseins
auf Basis des Beispiels oben.

Tritt in den Bauch = Schmerzen im Bauch = Worte des Ehemanns =
Auto fährt vorbei = Waschmaschine läuft

Das egozentrische Bewusstsein bezieht nicht nur all diese Dinge auf
sich. All diese Dinge sind seiner Meinung nach gleichwertig.

Das ist verrückt? Exakt!

Früher haben Traumata sicherlich ihre Berechtigung für das Ziel des
Überlebens gehabt. Ohne sie hätten wir uns wohl nicht zu der
Spezies entwickelt, welche wir heute sind.

Heutzutage sind Traumata jedoch nicht mehr dem Überleben
zuträglich – und trotzdem sind sie DA!

Im Beispiel mit der Frau schaut es nun so aus – sie hat ein Trauma
erlitten und dieses kann jederzeit reaktiviert werden.

Von den Geräuschen einer Waschmaschine wird sie wohl eher
wenig Schmerzen spüren. Wenn jedoch dann ein Auto vorbeifährt,
wird sie leichte Schmerzen im Bauch spüren. Fügen wir dann einen
zufälligen Passanten hinzu, welcher in der gleichen Tonlage wie ihr
Ehemann spricht, beginnt der Schmerz im Bauch größer zu werden.
Ihr Gefühl sagt ihr, dass es gefährlich ist, hier zu bleiben.

Traumata lassen sich sehr einfach reaktivieren. Sie können bei
ständiger Restimulation mächtiger werden und chronisch werden.
Sollte das Trauma der Frau restimuliert werden, wird sie plötzlich
Gedanken bekommen, dass sie kein guter Mensch sei und ständig
ihre Meinung ändert – und sie wird nicht wissen, dass diese
Gedanken aus ihrem Trauma stammen.

Es existieren viele mehr Beispiele, welche die Traurigkeit hinter
diesem Zustand darstellen.

Die junge Frau wurde übrigens auf meine Therapie aufmerksam
kurz bevor ihr Trauma chronisch wurde – sie lebt heute ein
glückliches Leben mit ihrem Ehemann, welcher ebenfalls meine
Therapie durchlaufen hat.

Wenn ein Trauma wie bei dem Beispiel der jungen Frau entsteht,
war sie offensichtlich bewusstlos, als das Trauma entstand. Sie
hatte keine Erinnerung an das Ereignis in ihrem
Standarderinnerungsspeicher. Das einzige, woran sie sich erinnern
konnte, ist das Bewusstloswerden, nachdem ihr Mann sie
geschlagen hatte.

Das Trauma war nun keine Erinnerung, wie wir sie kennen. Es hat im
Verborgenen gearbeitet und die junge Frau immer mehr verwirrt, ihr
Schmerzen gegeben, aber sie wusste nichts vom Trauma selbst.
Traumata definiere ich folgendermaßen – es handelt sich um
Momente unseres Lebens mit starken Schmerzen, welche unser
analytisches Bewusstsein ausgeschaltet haben und welche als
Gegenspieler für das Überleben des Organismus fungieren oder sie
tun so, als ob sie dem Überleben zuträglich sind.

Traumata sind die einzige und eigentliche Ursache für alle
psychischen und psychosomatischen Krankheiten.